Pferde, die heilen
Unter einer tiergestützten Therapie versteht man Maßnahmen, die durch den Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten des Menschen erzielen sollen. Bereits in der Antike wurden Pferde genutzt, um Krankheiten oder Symptome zu lindern. Auch Hunden, Katzen und Delfinen wird eine besondere Eignung als "Therapietier" zugesprochen. Insbesondere bei psychischen und neurologischen Erkrankungen sowie geistigen und körperlichen Behinderungen können durch die Begegnung mit einem Tier förderliche Impulse für die Persönlichkeitsentwicklung gesetzt werden. Indem das Therapiepaar Mensch/Tier als Einheit fungiert, spürt der Patient dessen emotionale Nähe und Wärme und erfährt unbedingte Anerkennung – insbesondere bei Kindern mit psychischen Problemen kann so (für manche zum ersten Mal in ihrem Leben) Urvertrauen erlebt und das Selbstvertrauen gestärkt werden.
Die Hippotherapie kommt bevorzugt bei orthopädischen, neuropädiatrischen und neurologischen Krankheitsbildern zum Einsatz. Bei verschieden neurologischen Schädigungen oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems kann die krankengymnastische Bewegung auf dem Pferd helfen. Menschen mit Störungen der normalen motorischen Entwicklung durch Schädigung des Gehirns vor, während oder nach der Geburt können von dieser Form der Reittherapie profitieren. Doch man muss das Pferd nicht gleich reiten – schon wer es striegelt und streichelt, unterstützt damit Motorik und Wahrnehmung.
Das heilpädagogische Voltigieren und Reiten vermittelt den Klienten in erster Linie soziale Erfahrungen. Oftmals kommen die Kinder oder Jugendlichen mit pädagogischem Förderbedarf oder psychosozialen Auffälligkeiten. Es werden ganzheitliche Entwicklungsimpulse gesetzt, die je nach persönlichem Vermögen und persönlicher Zielformulierung nachhaltige Veränderungen bewirken können. Im Zusammenwirken mit klassischen Heil- und Fördermethoden werden Synergieeffekte erreicht, die einzelne Förderbereiche gezielt verstärken und beschleunigen und langfristige Prozesse stabilisierend unterstützen.
Die Reittherapie im Rahmen der Psychiatrie und Psychotherapie wird bei unterschiedlichen Krankheitsbildern eingesetzt. So finden sich bei den Patienten u.a. Angststörungen, Traumata, Burnout, Depressionen, Ess-Störungen etc., aber auch sekundäre psychische Erkrankungen z.B. bei schwerer Krankheit, schwerem Verlust o.ä.
Es werden Kinder und Erwachsene behandelt und das in der Regel in Einzelsitzungen. Bei der Reittherapie geht es vor allem um die Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Sie findet nicht nur auf dem Pferderücken statt, sondern beginnt bereits intensiv bei der Pflege des Pferdes. Man kann – je nach Patienten – auch Übungen vom Boden aus einbinden, wie Beobachten der Pferde, Freiarbeit oder Longieren. Vertrauensbildende Übungen wie z.B. das rückwärts auf das Pferd legen gehören ebenfalls zu den möglichen Übungen.
Manche Menschen haben schwere Traumata durch andere Menschen erfahren und jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren. Das Pferd kann ihnen helfen wieder Vertrauen aufzubauen und auch körperlichen Kontakt zuzulassen. Andere sind sehr unsicher und leiden an einem stark verminderten Selbstbewusstsein, hier kann das Pferd helfen das Vertrauen in sich selbst zu stärken.
Bei welchen Indikationen hilft Reittherapie?
Wirkprinzipien des therapeutischen Reitens
Wie hilft das Pferd als Therapeut?